Erklärung cervologischer Fachbegriffe

Mit weitläufigen Anmerkungen

Bergbau:

Nach dem Glauben der Bergleute führt der Hirsch sie in den einstürzenden Stollen, er öffnet aber auch die Schätze. Der goldene Hirsch zeigt häufig Goldadern an. Am Böge oberhalb Steinbach im Thüringer Wald ging ein goldener Hirsch, der plötzlich erschien und ebenso verschwand. Viele Leute haben ihn gesehen. Er zeigte eine starke Goldader an.

(Tiere und Pflanzen in der Bergbaunamengebung, ein Beitrag zur bergmännischen Volkskunde, von Ernst Schneider, Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde VI, S. 91.)

Cerviden:

Mythisches Hirschgeschlecht, dessen letzter (degenerierter) Sproß der Hubertushirsch (siehe auch dort) zu sein scheint. Ursprünglich aus Vorderasien, denn die damit zusammenhängenden Verse sind z.T. persisch abgefaßt, weshalb wir auf eine Wiedergabe verzichten.

Elch:

Das Verhältnis von Hirsch und Elch stellt für die neuere Cervologie ein besonderes Problem dar. War schon im »goldenen Cervidenhandbuch« der Spruch zu finden »EIN HIRSCH ward einst zum Idiot. / Schuld war ein Elch. Man fand ihn tot.« so ist nach Auffindung des mehrfach vermeldeten »EIN ELCH in einem Hirschgedichte / Ist eine peinliche Geschichte« nicht mehr daran zu zweifeln, daß hier die nahe zoologische Verwandtschaft zur Ausbildung einer diametralen Polarität in Auffassung und Weltbild geführt hat. In Hirschgeist und Elchgeist haben wir nach einer These Hieronymus Hörnles »die Verkörperung des absolut Guten und absolut Bösen« zu sehen, den »Dualismus, der seit Beginn der Welten war, der ist und der sein wird«. Die bisher gewonnenen Aufschlüsse werfen jedoch noch nicht genug Schlaglichter auf das Problem, als daß bereits eine völlige Klärung möglich wäre.

Forstlyrik in Frankreich:

Wir besitzen aus allen Regionen der Erde forstlyrische Erzeugnisse. Die französischen zeichnen sich durch besondere Sprachgewalt aus und seien deshalb drei von ihnen hier eingefügt: »UN CERF, malgré que sous la douche, / Est plus petit qu‘une jambe de mouche.« (EIN HIRSCH, der duscht, wird stets doch sein / Noch kleiner als ein Fliegenbein.)

»UN CERF, même qu‘il soit préparé, / Ne lave jamais ses pieds en thé.« (EIN HIRSCH, gestopft als Jagdtrophä‘, / Wäscht sich die Füße nie in Tee.)

»UN CERF, faisant le trottoir, / Ne fume jamais des mouchoirs.« (EIN HIRSCH, geht er auch auf den Strich, / Raucht niemals Taschentücher sich.)

(Deutsch von Hubertus Röhrer)

Geweihwasser:

spielt eine noch ungeklärte Rolle bei kultischen Handlungen prähistorischer Cerviden. Es ist nur in einer verderbten Fassung auf uns gekommen, die offenbar zu einer späteren Zeit eine christliche Ummünzung erfuhr: »EIN HIRSCH, geweiht, Hubertus heißt er, / Statt Wasser Wein trinkt seither meist er.«

Hubertushirsch:

siehe Geweihwasser.

Jagd:

Der Jagd wird in capitalen Stanzen selten gedacht. Ein rezentes Gedicht macht hier eine Ausnahme: »EIN »HIER«SCHreit jeder Hirsch im Wald, / Wenn man ihn fragt, wo‘s Hifthorn knallt.« – Es ist jedoch – allein aus textkritischen Überlegungen – anzunehmen, daß wir hier kein genuines Machwerk vor uns haben. Die eigentümliche Aufspaltung der ersten Worte läßt darauf schließen, daß eine verwerfliche Ironie die Begriffe bereits verwirrt hat.

Klassenkampf:

siehe Niederwildbereich.

Niederwildbereich:

Von der neuerern Forschung, besonders Balthasar Hainläuffer, ist eine soziologische Unterteilung der Forstpoesie vorgeschlagen worden. Hainläuffer unterscheidet Hoch- oder Edelwild- und Niederwildbereich. Die Einführung der These des Klassenkampfes in die Cervographie ist bei den orthodoxen Veterinärphilologen jedoch auf lebhaften Widerstand gestoßen. Die von den Vertretern dieser Richtung herangezogenen Zeilen »EIN HIRSCH selbst ohne Reißverschluß / Nennt Cäsar meist nur Julius« sind zwar authentisch, von der hier dokumentierten Vertrautheit des Hirsches mit römischen Regierungsvertretern jedoch auf eine starke Sympathie für die Landreformen der Gracchen schließen zu wollen, erscheint uns ein wenig überstürzt.

Perversion:

Verderbte Forstlyrik (vgl. auch Pornographie). Der Hirsch als erbgesunde Institution ist von Perversionen jeder Art weit entfernt, nur die schmutzige Phantasie einiger Interpreten hat in manchen Zeilen derartige Andeutungen erkennen wollen.

Pornographie:

Die Funde forstlyrischer Pornographie, die sich aus verständlichen Gründen einer Veröffentlichung entziehen, sind durchgängig neueren Datums und von geringerer Qualität. Ihre Erzeuger stammen zumeist aus dem Niederwildbereich (siehe dort).

Urhirsch:

1908 in der Nähe von Brunftwalden aufgefundene Sammlung ältester Forstlyrik.

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EIN HIRSCH, zumal wenn er Mormone,
Schwimmt besser als zwölf Grammophone.

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